Bericht von der Imkerei Morgentau

Liebe Solawist*innen,

seit dem 1. Oktober arbeite ich als Auszubildende bei Uwe. Ich heiße Eva, bin 26 Jahre alt und werde nun Gärtnerin. Im Winter werde ich die Solawi mit administrativen und organisatorischen Tätigkeiten, sowie der Teilnahme am Ko-Kreis unterstützen. Da die letzte Honiglieferung des Jahres bald vor der Tür steht, ist meine erste Aufgabe, Euch über das Imkerjahr und die Arbeit von Matze und Anna in der „Imkerei Morgentau“ zu berichten. Viel Spaß beim Lesen!

Die 6 Bienenvölker der Solawi standen gemeinsam mit weiteren Völkern auf der Streuobstwiese der Vitos Klinik und somit im Stadtgebiet Marburgs. Matze ist mit diesem Platz sehr zufrieden und möchte die Bienen auch im nächsten Jahr wieder dort stehen haben. Dieses Jahr war ein gutes Bienenjahr.

Pro Solawi-Volk gab es im Schnitt 32 kg Honig. Ihr könnt Euch also auf gut ein Kilo Honig pro Anteil freuen! Bei meinem Besuch bei Matze und Anna habe ich einiges über sie und ihre Imkerei erfahren. Im Jahr 2010 belegte Anna einen Bienenkurs an der Uni Witzenhausen, wo die beiden ökologische Agrarwissenschaften studiert haben. Im darauffolgenden Jahr und von der Bienenlust angesteckt, stieg Matze in die Imkerei ein und die ersten 6 Völker wurden gemeinsam angeschafft. Seitdem ist einiges passiert. 2013 wurden die damals 24 konventionellen Völker verkauft und durch Bioland Völker ersetzt. Seitdem wird nach Bioland-Richtlinien gewirtschaftet. In diesem Jahr hatten die beiden schon 140 Völker, im nächsten Jahr sollen es 200 Völker werden, wobei das maximale Ziel 300 Völker umfasst. Dies sei die Völkeranzahl, die von einem Imker mit einem (Saison-) Mitarbeiter in den Arbeitsspitzen gerade noch zu leisten sei, so Matze.

Da Anna noch stark in ihr Studium eingebunden ist, leistet Matze den Großteil der Arbeit, jedoch unterstützen sie sich wann immer möglich. Die Königinnen werden selber gezogen. Bei meinem Besuch bekam ich an einem Stellplatz Begattungskisten zur Königinnenzucht zu sehen. Außerdem wurden mir die Lagerräume gezeigt, in denen sich jetzt im Winter in hohen Türmen Bienenkästen aufeinanderstapeln. Daneben lagert der Zucker zur Fütterung, die Honigeimer mit der Ernte und noch vieles mehr. Der Zucker wird, damit sich die Bienen einen Vorrat für den Winter anlegen können, ab Mitte des Sommers gefüttert. Wenn die Bienen dann in den Winter gehen, hängen sie in ihrer Wintertraube im Stock und arbeiten sich langsam essend bis zum Frühjahr im Kreis durch den Stock.

Den Großteil seiner Völker bewirtschaftet Matze als Wanderimkerei. In der Frühjahrsblüte stehen noch alle Völker auf Standplätzen der Umgebung, doch spätestens zur Sommerblüte geht es dann los. Hierbei werden spezielle Standorte aufgesucht, an denen Trachten, wie z.B. Linden-, Akazien- oder Waldhonig geerntet werden können. Beim Wandern können je nach Tracht bis zu 100 Völker für 2-8 Wochen an einem Platz bleiben. Der Hauptvorteil des Wanderns liegt beim Ertrag. Der ist ungefähr doppelt so hoch wie bei der Standimkerei. Mit den Bienen zu wandern bedeutet aber auch viel Arbeit. Beim Umstellen der Völker wartet Matze bis spät abends, bis alle Bienen wieder in ihren Stock gekommen sind. Dann werden die Fluglöcher verschlossen, die Bienenkisten vergurtet, per Stapler oder Sackkarre verladen, 6-10 Stunden durch die Nacht gefahren und dann am nächsten Morgen am neuen Platz wieder aufgestellt. Das braucht viel Zeit, Kraft und Diesel. Nach so einer Nacht folgt nicht selten ein normaler Tagesablauf und wenn es für Matze günstig läuft auch mal schlafen bis zum nächsten Tag.

Für den Kornblumenhonig stehen seine Völker in Brandenburg, für den Tannenhonig im Schwarzwald und für weitere Trachten wiederum in anderen Regionen Deutschlands. Matze mag seine Arbeit sehr. Er beschreibt es wie eine Sucht. Einmal damit angefangen kann er nicht wieder damit aufhören. Falls ihr Matze und Anna mal kennenlernen möchtet, bietet sich Euch am 13.12. ab 12Uhr in Lohra auf dem Weihnachtsmarkt die Gelegenheit dazu. Herzlichen Dank bei Matze und Anna für die ausführliche Einführung in das Reich der Bienen und in das Leben eines Imkers und Euch, lieben SolawistInnen viel Freude mit dem leckeren Honig und eine schöne Vorweihnachtszeit!

Liebe Grüße, Eva